Interview mit Anna Thalbach

„Als Kind habe ich den einen oder anderen aufgrund von Äußerlichkeiten beleidigt.“

Interview mit Anna Thalbach

© AnnaThalbach/Foto:Markus Nass

Ihre Großmutter war Schauspielerin, ihre Mutter ist Schauspielerin und inzwischen auch schon ihre Tochter. In der Familie von Anna Thalbach liegt die darstellende Kunst offensichtlich in den Genen. Die 46-jährige Berlinerin stand schon als Kind auf der Bühne, gilt als Charakter­darstellerin und hat sich auch als Hörbuchsprecherin einen Namen ­gemacht. Immer wieder gibt es gemeinsame Projekte mit ­Mutter ­Katharina und Tochter Nellie, aktuell als Synchronsprecherinnen im ­neuen Zeichentrick-Abenteuer „Der kleine Rabe Socke – Suche nach dem v­erlorenen Schatz“.

Frau Thalbach, in den ersten beiden „Rabe Socke“-Filmen waren Sie die Stimme vom kleinen Dachs. Im neuen Film sprechen sie dessen Mutter Frau Dachs ...
Als die Filmreihe anfing, war ich der kleine Dachs und meine Mutter die Mama. Dann hatte sie keine Zeit mehr und da ich inzwischen stimmlich sehr nah an meiner Mutter bin, habe ich diese übernommen und Nellie durfte dann auch Dachs-mäßig mein Kind sein.
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Kleiner Dachs - Mama Dachs … Welche Figur gefällt Ihnen besser?
Beide Figuren haben ihre Reize, ich finde alle Figuren toll!

Ihre Tochter Nellie spricht jetzt den kleinen Dachs. Wie war es, ­gemeinsam ein Mutter-Kind-Gespann zu synchronisieren?
Beim Synchronisieren ist man selten gemeinsam am Mikrofon, wir arbeiten aber trotzdem viel ­zusammen und dies noch immer sehr gern.

Sie stammen aus einer Schauspielerfamilie. Wie unterschied sich Ihre Kindheit von der Ihrer Freunde?
Ich durfte länger wach bleiben und bin sehr früh mit den Künsten aller Art in Berührung gekommen.

Gibt es eine Jugendsünde, die Sie bereuen?
Als Kind habe ich den einen oder anderen aufgrund von Äußerlichkeiten beleidigt, das tut mir leid.

Man kennt Ihre Stimme von vielen Hörbüchern. Welches Buch haben Sie Ihrer Tochter am liebsten vorgelesen?
Eines der ganz ­frühen Bücher war: „Der Hase und das schöne Geschenk“. Das haben wir sehr viel gelesen und Nellie hat es ­geliebt, die Sätze zu ergänzen.

Was hat Ihre Tochter, neben den darstellerischen Talenten, definitiv von Ihnen?
Meine Tochter ist sehr eigen, aber ich denke, in Sachen ­Humor konnte ich viel dazu beitragen, dass sie diesen so sehr in ihr Leben lässt.

In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Thema Kinder­geburtstage. Was war die tollste Feier, die Sie für Ihre Tochter ausgerichtet haben?
Diese Frage müsste Nellie beantworten, aber eines kann ich verraten: Am Abend vor ihrem vierten Geburtstag haben wir auf dem Spielplatz lauter Kleinigkeiten vergraben. Am nächsten Tag wurden die kleinen Gäste mit Eimerchen und Schaufel ausgestattet. Die Bande hat in drei Stunden den gesamten Spielplatz umgegraben und neben ­unseren Aufmerksamkeiten haben sie noch lauter andere Sachen zu Tage ­gefördert.

Ihre Tochter ist inzwischen erwachsen. Welchen Tipp haben Sie für Eltern mit Kindern in der Pubertät?
Die Pubertät ist eine wichtige Zeit. Ich denke, es ist hilfreich, nichts persönlich zu nehmen, zu akzeptieren, dass man als Elternteil zum ersten Mal hinterfragt wird. Das ist gesund und wichtig. Mit der Ruhe eines Butlers und der Standfestigkeit eines Obelisken agieren ... 

Welche weihnachtlichen Traditionen gibt es bei Familie Thalbach?
Wir essen, wir packen Geschenke aus, wir lachen und gehen schlafen.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2020?
Dass die Welt sich etwas ­beruhigt und zu einer konstruktiven Besonnenheit kommt.

Name: Anna Maria Joachim genannt Thalbach
Geburtstag: 1. Juni 1973 (Berlin)
Stern­zeichen: Zwillinge
Wohnort: Berlin
Familie: ledig, Tochter Nellie (geb. 1995), Mutter ­Katharina Thalbach, Vater Vladimir Weigl
Theater: u.a. „Der Raub der Sabinerinnen“ (2011), „Wie es euch gefällt“ (2009), „Die Möwe“ (2000), „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1995) Kino & TV: u.a. „Vier zauberhafte Schwestern“ (ab 9. Januar 2020), „Wir sind die ­Rosinskis“ (2015), „Sams im Glück“(2011), „Krabat“ (2008), „Der Baader Meinhof Komplex“ (2007), „Der Untergang“ (2004), WDR-Tatort „Kindstod“ (2001), „Zärtliche Erpresserin“ (1992) Synchronsprecherin: „Der kleine Rabe Socke 3 – Suche nach dem verlorenen Schatz“ (2019), „Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen“ (2015), „Der kleine Rabe Socke“ (2012)
Preise: Ohrkanus (Beste Sprecherin, 2011), Deutscher Hörbuchpreis (2008), Deutscher Fernsehpreis ( Beste Schauspielerin Nebenrolle, 2001), Telestar (1993), Max Ophüls Preis (1992)

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