Interview: Thomas Helmer

„Niederlagen sind wichtig“

Interview: Thomas Helmer

Bild: Thomas Helmer

Fußball bestimmt sein Leben. Mit 19 Jahren wurde Thomas Helmer Fußballprofi bei „Arminia Bielefeld“, mit 27 wechselte er zum „FC Bayern München“, wo er sich als einer der besten Abwehrspieler Europas etablierte. Mit den Bayern erspielte er sich drei Meisterschaften, den DFB-Pokal und den UEFA-Pokal. Acht Jahre lang gehörte er zur Nationalmannschaft und wurde 1996 Europameister. Heute lebt Thomas Helmer mit seiner Frau, der Schauspielerin Yasmina Filali, und den gemeinsamen zwei Kindern (3,5 und 6 Jahre alt) in Hamburg. Aus erster Ehe hat er zwei Söhne, 16 und 23 Jahre alt. Er gehört zum Aufsichtsrat von „Arminia Bielefeld“ und ist Moderator und Fussballexperte beim privaten Fernsehsender „Sport 1“. Mit ALSTERKIND sprach er über sein Eintrittsalter in den Verein, Kicken im Klassenzimmer und den linken Fuß.

Was hat Sie zum Fußball gebracht?
Meine Mutter ist Schuld! Sie ist völlig Fußball verrückt und hat mich immer mit zu Spielen genommen. Irgendwann hat mich auch das Fußballfieber gepackt. Mit sieben fing ich schließlich selbst an, im Verein zu spielen.

Ist das aus heutiger Sicht das beste Alter für kleine Kicker, um mit dem Fußballspielen im Verein zu beginnen?
Damals konnte man, anders als heute, gar nicht früher beginnen. Ich halte es aber auch heute noch für das richtige Alter. Mit dem Schuleintritt fangen die Kids an, das Spiel, Bewegungen und Regeln besser zu verstehen.

Was trainieren die Kids beim Fußballspielen?
Taktik und Koordination gehören dazu und vor allem wird die Kondition gestärkt. Doch im Fokus muss immer die Freude am Spiel stehen! Ich erinnere mich, dass wir früher immer und überall gekickt haben …

Wo zum Beispiel?
In den Fünf-Minuten-Pausen in der Schule. Der lila Heizkörper unterm Fenster war ein Tor. Da es im Klassenzimmer verboten war, musste immer einer Schmiere stehen damit wir nicht erwischt wurden!

Wie viel Training halten Sie bei Kindern für angemessen?
Wir haben früher dienstags und donnerstags für anderthalb Stunden trainiert. Zwei Mal die Woche sollte es auch mindestens sein. Wichtig ist, dass die Schule nicht unter den Trainingszeiten leidet.

Was muss man mitbringen, um ein erfolgreicher Profi-Fußballer zu werden?
Vor allem muss man Glück haben! Glück, dass man Unterstützer findet, die an einen glauben. Ansonsten ist es wichtig, intensiv zu trainieren. Vor allem muss man die eigenen Schwächen erkennen und diese gezielt trainieren. Mein Tipp: Den linken Fuß trainieren. Fußballer mit einem guten linken Fuß fehlen uns!

Noch mehr Tipps?
Fußball ist ein Mannschaftssport. Ein guter Fußballer muss die Fähigkeit haben, im Team zu spielen. Elf Spitzen-Einzelspieler führen nicht zum Sieg. Und das wichtigste ist, immer Freude am Spiel zu haben.

Was raten Sie Kindern, wie man am besten mit Fußball-Niederlagen umgeht?
Niederlagen sind wichtig. Wir lernen daraus und sie stärken uns. Einen Tag kann man ruhig sauer und enttäuscht sein. Doch dann kommt das nächste Spiel, in dem man zeigen kann, dass man aus der Niederlage gelernt hat und kann alles besser machen.

Welche Sportarten finden Sie für Kinder außer Fußball noch gut?
Für meine sechsjährige Tochter würde ich mir wünschen, dass sie einen Kampfsport wählt.

Was gehört für Sie zu einer richtig tollen Kindheit?
In meiner Kindheit habe ich es geliebt, auf Bäume zu klettern und fremde Gärten zu erobern. Wir hatten damals halt noch keine Playstation und im Fernsehen gab es auch nur drei Programme.

Wie sieht ein Vater-Kinder-Tag bei den Helmers aus?
(lacht) Vor allem anstrengend für mich! Aber im Ernst, Hamburg hat viel zu bieten. Also wecke ich meine beiden Kleinen und nutze je nach Wetter das Angebot. Wir gehen in den Zoo, fahren mit dem Fahrrad zum Spielplatz und wenn’s regnet geht es in den Indoorspielplatz. Hauptsache wir sind in Bewegung.

Wo dürfen Ihre Kinder auf keinen Fall mit dem Ball spielen?
Wenn Kerzen brennen, ist jeglicher Ball tabu, auch von der Couch versuchen wir, Ballspiele zu verbannen.

Wenn wir Ihre Kinder in 20 Jahren bitten, Sie zu beschreiben – welche Antworten wünschten Sie sich?
Ich hoffe nicht, dass sie sagen, dass ich immer nur in irgendwelchen Flugzeugen herumgesessen habe. Vielmehr hoffe ich, dass sie sagen, dass ich immer für sie da war.

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